Ethikkomitees für Österreichs Krankenhäuser

Ethikgremien in Krankenhäusern sollen nun auch in Österreich ethische und moralische Beratung bieten. Jürgen Wallner leitet das erste groß angelegte Projekt hierzulande, im Zuge dessen klinische Ethikkomitees an sieben Krankenhäusern in Wien und Oberösterreich bis Ende 2008 eingerichtet werden.

Noch existieren an österreichischen Krankenhäusern kaum Institutionen oder Stellen, an die sich ÄrztInnen oder das Pflegepersonal zur moralischen Unterstützung und Beratung wenden können. "Mein Eindruck aus der Zusammenarbeit mit ÄrztInnen ist, dass sich viele von ihnen in ethisch schwierigen Entscheidungen im Krankenhausalltag alleine gelassen fühlen", erklärt Mag. Dr. Jürgen Wallner vom Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht. Das Projekt zur Etablierung von Ethikgremien an österreichischen Krankenhäusern wurde daher von allen Seiten mit Wohlwollen aufgenommen. Befürchtungen, dass sich das medizinische Personal dadurch vielleicht bevormundet fühlt, haben sich nicht bestätigt – im Gegenteil."

Ein klinisches Ethikkomitee ist nicht mit der Ethikkommission zu verwechseln, die gesetzlich vorgeschrieben ist und sich mit der Begutachtung von klinischen Studien, aber nicht mit der alltäglichen Krankenversorgung befasst. Im Mittelpunkt der geplanten Ethikgremien steht die Kommunikation mit den ÄrztInnen, dem Pflegepersonal, aber auch mit dem Management eines Krankenhauses. "Dabei sollen Fragen erörtert und Probleme thematisiert werden, die den Behandelnden 'unter den Nägeln brennen'. Oft geht es um konkrete Vorgangsweisen in spezifischen Fällen, wie zum Beispiel der Reanimation oder einen Therapierückzug", sagt Wallner: "Natürlich können das Gremium und die EthikerInnen den MedizinerInnen die Entscheidungen keinesfalls abnehmen. Das wäre alleine rechtlich nicht möglich und auch ethisch nicht legitim. Es handelt sich um Beratung, nicht Kontrolle."

Graubereiche und daher auch Thema für klinische Ethikkomitees, sind Fälle, in denen keine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht vorliegt und der/die PatentIn nicht mehr ansprechbar ist. Hier liegt die gesamte Entscheidungslast bei den behandelnden ÄrztInnen, die sich am – oft kaum eruierbaren – "mutmaßlichen Patientenwillen" orientieren sollen.

Ein Ziel des Projekts ist daher die Erstellung von Leitfäden für die ärztliche Entscheidungsfindung. "Wir wollen für die häufigsten Fälle Empfehlungen entwickeln, die die MedizinerInnen dann als Hilfestellung für konkrete Fälle heranziehen können", so Wallner.

Weitere Themen- und Problemfelder, mit denen sich klinische Ethik auseinandersetzt, sind interkulturelle Kontakte sowie das Verhältnis zum Krankenhausmanagement. Im Kontakt mit PatientInnen anderer Kulturen geraten ÄrztInnen in gewissen Situationen oft in ein Dilemma. So ist es zum Beispiel im türkischen und arabischen Raum verbreitet, den PatientInnen nicht die Wahrheit über ihren Zustand zu sagen, nur die Verwandten dürfen davon wissen. "Hier sind westliche MedizinerInnen in einer Zwickmühle, da die Aufrichtigkeit gegenüber den PatientInnen ganz wichtig ist, auch um deren Selbstbestimmung zu gewährleisten", erklärt Rechtsphilosoph Wallner.

Volltext und Quelle: http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/grenzbereiche-im-krankenhausalltag/10.html

Uni Witten/Herdecke zur Debatte um Betreuung Demenzkranker (D)

In der Diskussion um den möglichen Einsatz von Laien in der Betreuung von Demenzkranken warnen Expertinnen des Wittener Instituts für Pflegewissenschaft vor einem übereilten Vorgehen. Die Wissenschaftlerinnen weisen in Übereinstimmung mit zahlreichen Forschungsergebnissen darauf hin, dass die Betreuung von Menschen mit Demenz fundiertes fachliches Wissen erfordert. Gerade die Qualität der Betreuung ist entscheidend für die Lebensqualität der Demenzkranken. Bei einem unangemessenen Umgang reagieren Demenzkranke oft mit Aggression oder Apathie. Sie kommunizieren auf ihre eigene Art und reagieren sehr sensibel. Neben der Demenz leiden sie oft an anderen chronischen Erkrankungen, an Mobilitätseinschränkungen und Essstörungen. Ein nicht fachgemäßer Umgang kann zu lebensgefährlichen Situationen führen.

In Witten wurden, zusammen mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe, Rahmenempfehlungen für herausforderndes Verhalten bei Demenz entwickelt. Herausfordernde Verhaltensweisen Demenzkranker gehören zu den am schwierigsten zu bewältigenden Pflegesituationen. Die Prävalenz, die Häufigkeit, herausfordernden Verhaltens in stationären Einrichtungen wird in der internationalen Literatur sehr unterschiedlich angegeben: von 38 bis 76 Prozent. Untersuchungen zufolge gehören zielloses Herumwandern oder lautes, als störend empfundenes Rufen, zu den häufigsten Verhaltensweisen, gefolgt von Depressivität, Angst und Aggressivität. Aus den mit Bundesmitteln finanzierten Empfehlungen geht hervor, dass die Versorgung bei Demenz erheblicher Fachexpertise bedarf. Um den Betreuungs- und Versorgungsaufgaben gerecht zu werden, nutzen daher Pflegeprofis zahlreiche spezielle Weiterbildungen, beispielsweise zur gerontopsychiatrischen Fachpflege.

In der Pflegepraxis werden immer mehr Betreuungs- oder Präsenzkräfte eingesetzt, um dem wachsenden Anteil dementer Menschen gerecht zu werden. Die Initiative des Bundes, Betreuungsassistenten für Heimbewohner mit hohem Betreuungsbedarf zu fördern, wird in Witten sehr begrüßt. An diese neuen Tätigkeiten sind aber Bedingungen gebunden, die geprüft und wissenschaftlich begleitet werden müssen, damit der Einsatz der Betreuungsassistenten sich nachhaltig positiv entwickelt. Aus Forschung und Praxis ist bekannt, dass bei Demenz Wissen zu Kommunikationstechniken, zu lebensweltlichen Angeboten und zu Krankheitsbildern gebraucht wird. Aber auch persönliche Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Geduld und Stressresistenz sind notwendig. Welche Begleitmaßnahmen für den Einsatz der Betreuungsassistenz im Rahmen von Schulung, fachlicher Begleitung und Aufsicht eingeführt werden müssen, ist noch offen. Schulungen zu Beginn einer neuen Tätigkeit ohne Reflexionsanteile nach den ersten praktischen Erfahrungen haben sich als unwirksam erwiesen, daher müssen Schulungen sich bewusst mit Praxisanteilen abwechseln.

Es ist zu prüfen, wie der Begleit- und Aufsichtsanteil in den Praxiseinrichtungen gestaltet sein muss, um für die Menschen mit Demenz und die Mitarbeiter einen größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Da Pflegeeinrichtungen ein breites Erfahrungsspektrum in der Begleitung von ehrenamtlichen Menschen, Praktikanten und ungelernten Mitarbeitern haben, sind deren Einwände in der aktuellen Debatte als wichtiges Erfahrungswissen ernst zu nehmen.

Quelle: http://idw-online.de/pages/de/news274606

Warum ich meine demente Mutter belüge von C. Offermans

Wann das Gedächtnis seine Mutter endgültig im Stich gelassen hat und ihre Gedanken begannen, ein Eigenleben zu führen, kann Cyrille Offermans nicht mehr genau sagen. Jedenfalls ist es ein schleichender, unumkehrbarer Prozess gewesen, und er, der Sohn, hat lange Zeit die Augen verschlossen, um sich selbst zu schützen vor dem Schmerz der Realität. Es ist nicht so, dass Cyrille Offermans den geistigen und psychischen Verfall seiner Mutter nicht wahrgenommen hätte, er hat sich nur reflexartig die passenden Erklärungsmuster dafür zurechtgelegt. Ihre Bissigkeit und Vergesslichkeit, ihre Wutanfälle und Redeexzesse, ihre Verwirrung und Rücksichtslosigkeit schob er auf das hohe Alter, sie war schließlich schon über achtzig, ihr Bewegungsradius schwand unaufhörlich, genauso wie die noch zu lebenden Jahre. Schienen ihre Veränderungen da nicht geradezu logisch zu sein? Mit Überlegungen wie diesen hielt Cyrille Offermans seine innere Unruhe in Schach, dabei wusste er es längst besser. Seine Mutter litt an Demenz.

Wie es ist, an der Seite eines Menschen zu leben, den man liebt und in dessen Kopf der Krieg tobt, darüber hat der niederländische Essayist Cyrille Offermans ein außergewöhnliches Buch geschrieben. Es heißt "Warum ich meine demente Mutter belüge", und es erspart uns kein einziges Detail.

aus einer Buchbesprechung in der FAZ. Volltext und Quelle:
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F468/Doc~EDBCC9C5A47C94FD5BCD02B2CD865FE52~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed

Aktionstag "Alt werden. Alt sein." 1.10. (Wien)

Am Mittwoch, 1. Oktober 2008 findet im Haus der Barmherzigkeit Seeböckgasse ein Aktionstag "Alt werden. Alt sein." statt. In der Zeit von 14 bis 18 Uhr können sich BesucherInnen bei freiem Eintritt zum Thema "Was können wir von Pflege, Medizin und
Therapie in der Zukunft erwarten?" informieren.

Ort: Haus der Barmherzigkeit, Seeböckgasse 30a, 1160 Wien

Angebote des Aktionstages "Alt werden. Alt sein.":

Vorträge über:

- Neue Berufsbilder in der Pflege
- Sexualität im Alter
- Wer glaubt, wird alt
- Alt werden - alt sein, in verschiedenen Kulturen
- Medizinische Versorgung - Was bringt die Zukunft?
- Vorsorge durch Pflegeversicherung
- Die "Haus der Barmherzigkeit"-ExpertInnen aus Pflege, Therapie
und Medizin informieren zu folgenden Themen:
- Welche Krankheiten und Behandlungsmethoden erwarten uns in der
Zukunft?
- Ergänzende Heilmethoden
- Zukunftsweisende Technologien in Technik und Pflege von heute und
morgen zum Ausprobieren
- Selbstbestimmung im Alter
- Führungen durch das Haus


Details auf:
http://www.hausderbarmherzigkeit.at/91.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=466&tx_ttnews[backPid]=2&cHash=2416993fd0



für Rückfragen:
Haus der Barmherzigkeit
Seeböckgasse 30a,
1160 Wien
Tel: + 43/1/40 199 - 0

Zeit zu leben, Zeit zu sterben (brand eins / Aug 08)

Wir müssen alle sterben.
Hoffentlich haben wir dann jemanden, der uns die Hand hält.
Um viel mehr geht es am Ende nicht.
Besuch bei Ärzten und Krankenschwestern, die alles dafür tun, dass ihre Patienten einen guten Tod haben.

"Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt."
(Thomas Bernhard)

Text: Peter Laudenbach Foto: Sigrid Reinichs

********

Artikel im aktuellen brand eins mit Schwerpunkt LIEBE über die Palliativstation an der Klinik München (u.a. mit Prof. Borasio)

siehe auch:
http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2754&MenuID=130&MagID=104&sid=su9111382375066128&umenuid=1

Medizinischer Fortschritt erhöht Pflegebedarf nicht

Obwohl immer mehr Menschen aufgrund des medizinischen Fortschritts ein immer höheres Lebensalter erreichen, erhöht sich der Anteil an stark pflegebedürftigen Alten in der Gesellschaft offenbar nicht.

Dies berichten Forscher in den "Proceedings of the National Academy of Sciences". Sie treten damit auch Befürchtungen entgegen, dass die bessere medizinische Versorgung zwar die Lebenserwartung verlängere, viele von diesen "Superalten" dann aber nicht mehr für sich sorgen können und der Gesellschaft durch die Pflegebedürftigkeit hohe Kosten verursachen würden.
[...]

Der medizinische Fortschritt ermögliche es, ein hohes Alter bei relativ guter Gesundheit zu erreichen. Die Gesellschaft müsse dadurch auch nicht stark steigende Kosten und immensen Personalaufwand für die Versorgung der extrem alten Menschen fürchten.

Quelle deutsch:
http://science.orf.at/science/news/152310

Quelle englisch:
http://www.pnas.org/content/early/2008/08/15/0804931105

8.9.: Fallbesprechung: Zu Hause bis zuletzt?

Interdisziplinäre Fallbesprechungen zur Betreuung hochbetragter Menschen zu Hause

Die Versorgung von hochbetagten, multimorbiden, dementiell beeinträchtigten Menschen zu Hause stellt die betreuenden ÄrztInnen, Pflegenden und anderen Berufsgruppen vor eine Fülle von Fragen und Herausforderungen. Oft bleibt das Gefühl, nicht genug oder nicht das Richtige getan oder entschieden zu haben. Im Gegensatz zur stationären Versorgung sind Betreuende im ambulanten Bereich vor Ort meist alleine, ohne Möglichkeit, sich mit anderen Professionellen auszutauschen und zu beraten.
Die interdisziplinären Fallbesprechungen bieten einen moderierten Rahmen zur gemeinsamen Reflexion und Bearbeitung von ethischen, medizinischen, pflegerischen und kommunikativen Herausforderungen anhand von Fallbeispielen aus der Praxis. Die TeilnehmerInnen erhalten die Möglichkeit, rückblickend über Situationen nachzudenken, die schwierig waren und die auch nachher noch beschäftigt haben.
Zielgruppen sind HausärztInnen, NotärztInnen, ambulante diplomierte Pflegefachkräfte, TherapeutInnen, die an der Betreuung hochbetagter Menschen zu Hause beteiligt sind.

Leitung Dr. Katharina Heimerl, Medizinerin, Gesundheitswissenschafterin; Dr. Christian Metz, Theologe, Psychotherapeut, Organisationsentwickler

Kardinal König Haus, Kardinal König Platz 3,

8.9.08, 16-19 Uhr
Anmeldung erforderlich (kursanmeldung@kardinal-koenig-haus.at)

Mehr Pflegegeld bei Demenz (Ö)

Bessere Einstufungen von Demenzerkrankten und schwerst behinderten Kindern und Jugendlichen


Demenzerkrankten Personen soll künftig (ab 01.01.2009) bei der Einstufung in den Stufen 1 und 2 eine Erschwerniszulage von 30 Stunden angerechnet, ab der Stufe 3 soll diese 20 Stunden betragen.

Quelle: Sozialministerium
http://www.bmsk.gv.at/cms/site/detail.htm?channel=CH0722&doc=CMS1218634078937

Seminartag: Geldfrage oder Kulturfrage? 17.10.

Seminartag mit Prof. DDr. Reimer Gronemeyer und MMag. Dr. Regina Polak MAS

Der Seminartag richtet sich an alle am Thema interessierten
insbesondere an Mitarbeiterinnen der Pfarren
vor allem in den Bereichen Senioren-, Jugend- und
Bildungsarbeit. Prof. Gronemeyer wird – ausgehend
von seinem Vortrag des Vorabends – die Basis für ein
Miteinander der Generationen in Gesellschaft und
Kirche darstellen und anstehende Aufgaben für Theologie
und pastoral aufzeigen. – in einem Ko-Referat
wird Dr. Regina Polak Sichtweisen und Ergänzungen aus ihrem Blickwinkel einbringen. Themenbezogene
Workshops zeigen Generationen verbindende Möglichkeiten
der Pfarrgemeinden auf. in einem Abschlusspodium
werden Themen und Standpunkte aus
den perspektiven der unterschiedlichen Generationen
nochmals diskutiert.
terMIn:
freitag 17. oktober 2008 | 9 bis 16.30 uhr
VerAnstAltunGsort:
Bildungshaus st. Bernhard, neuklostergasse 1,
2700 Wr. neustadt
Teilnahmebeitrag:
€ 20,– für den Seminartag;
Anmeldung::
Bildungshaus st. Bernhard, T 0 26 22 | 29 131
bildungshaus@st-bernhard.at

Vortrag: Wer dreht wem zuerst den Geldhahn ab? 16.10.08

Vortrag mit Prof. Reimer Gronemeyer

Im Vortrag, der sich an einen breiten interessentenkreis
richtet, geht es um die eckpunkte eines Zusammenlebens
der Generationen, um die Fragen, die sich daraus an das öffentliche leben richten, sowie um perspektiven, die Generationenproblematik weniger unter
finanziellen sondern mehr unter kulturellen Gesichtspunkten
zu diskutieren.

Donnerstag 16. oktober 2008 | 18.30 uhr
Veranstaltungsort:
stefanisaal, stephansplatz 3, 1010 Wien

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