Forschungsprojekt zur häuslichen Pflege von Demenzkranken (CH)
Angehörige, die ihre demenzkranken Partner und Eltern zu Hause betreuen, haben zu wenig Zeit für sich selber. Trotz Helfernetzen vermissen viele spontan und flexibel nutzbare Entlastungsmöglichkeiten. Zu diesem vorläufigen Schluss kommt das Forschungsprojekt Runder Tisch Science et Cité zur häuslichen Pflege von Demenzkranken.
vö.
Was heisst Lebensqualität für Partner, Söhne und Töchter, die ihre demenzkranken Angehörigen zu Hause betreuen? Auf welches Helfernetz greifen sie zurück, und welche Folgen haben solche Erkenntnisse auf die Ausgestaltung des Unterstützungsangebotes? Mit dieser Fragestellung befasst sich das Forschungsprojekt
Enormes Arbeitspensum
Was der Psychologin besonders auffällt, ist das enorme Arbeitspensum, das Angehörige von Demenzkranken zu bewältigen haben. «Es liegt in der Regel über 100 Prozent.» Trotz den sehr unterschiedlichen Lebenssituationen der Interviewpartner zieht sich deshalb eine Konstante durch alle Gespräche: Es fehlt Angehörigen von Demenzkranken an Zeit für sich selber und zur Pflege von sozialen Kontakten und Freundschaften. Ein zweiter Faktor, der die Lebensqualität entscheidend beeinflusst, ist die Gesundheit. Diese ist bei vielen Befragten eingeschränkt, zehrt doch die Belastung an den Kräften. Wie die Resultate zeigen, wären deshalb die meisten um eine zusätzliche stundenweise Entlastung froh. Der Wunsch nach Präsenzdienst und Spazieren steht in der Rangliste denn auch ganz zuoberst, während Hilfe im Haushalt und bei der eigentlichen Pflege offenbar eher abgedeckt ist.
Allgemein gut informiert
Da die Befragten über die Alzheimervereinigung, Spitexorganisationen oder Tagesheime rekrutiert wurden, sind sie allgemein gut informiert über die meisten Entlastungsangebote der entsprechenden Institutionen. Dienste zur stundenweisen Entlastung sind hingegen noch wenig bekannt. Generell werden die Angebote nur von einer Minderheit genutzt.
Moor vermutet, dass Entlastungen, die nicht spontan und kurzfristig organisierbar sind, für viele zu wenig attraktiv sind. Zudem seien manche Angehörige von ihrer Situation generell überfordert. Deshalb fehle ihnen die Kraft, institutionalisierte Hilfe zu organisieren. Allerdings greifen 60 der 67 Befragten auf ein Helfernetz zurück. 40 Prozent der Helfer sind bezahlt, 60 Prozent sind unbezahlte Helferinnen und Helfer, die Demenzkranke temporär «hüten». 35 Prozent der unbezahlten Helfer sind erwachsene Kinder und 19 Prozent sonstige Verwandte. Fast die Hälfte sind gute Freunde, Nachbarn oder Freiwillige. Obwohl fast alle ein Helfernetz haben, ist aber nur die Hälfte der Befragten mit der gesamten erhaltenen Unterstützung zufrieden.
Die Unzufriedenheit hat einerseits objektive Gründe wie finanzielle Zwänge oder die schwierige Erreichbarkeit der Tagesstätten. Andrerseits spielen oft auch psychologische Barrieren eine Rolle. So haben manche Angehörige Mühe, ihren Partner wegzugeben, oder sie tun sich grundsätzlich schwer damit, Hilfe anzunehmen. Laut Moor sind sich vor allem ältere Partnerinnen weniger gewohnt, eigene Bedürfnisse zu formulieren. «Dass solche Frauen ohne Hilfe von aussen betreuen wollen, muss aber auch respektiert werden», hält sie fest.
Was könnten die Studienergebnisse in der Praxis bewirken? Moor möchte nicht vorgreifen. Doch werde es in Richtung Anpassung und Verfeinerung der bestehenden Entlastungsangebote gehen, sagt sie. Auch das Thema Finanzierung werde wohl aufs Tapet kommen, so etwa die Frage nach der Finanzierung von zusätzlichen Betreuungsleistungen durch die Krankenkassen.
vö.
Was heisst Lebensqualität für Partner, Söhne und Töchter, die ihre demenzkranken Angehörigen zu Hause betreuen? Auf welches Helfernetz greifen sie zurück, und welche Folgen haben solche Erkenntnisse auf die Ausgestaltung des Unterstützungsangebotes? Mit dieser Fragestellung befasst sich das Forschungsprojekt
Enormes Arbeitspensum
Was der Psychologin besonders auffällt, ist das enorme Arbeitspensum, das Angehörige von Demenzkranken zu bewältigen haben. «Es liegt in der Regel über 100 Prozent.» Trotz den sehr unterschiedlichen Lebenssituationen der Interviewpartner zieht sich deshalb eine Konstante durch alle Gespräche: Es fehlt Angehörigen von Demenzkranken an Zeit für sich selber und zur Pflege von sozialen Kontakten und Freundschaften. Ein zweiter Faktor, der die Lebensqualität entscheidend beeinflusst, ist die Gesundheit. Diese ist bei vielen Befragten eingeschränkt, zehrt doch die Belastung an den Kräften. Wie die Resultate zeigen, wären deshalb die meisten um eine zusätzliche stundenweise Entlastung froh. Der Wunsch nach Präsenzdienst und Spazieren steht in der Rangliste denn auch ganz zuoberst, während Hilfe im Haushalt und bei der eigentlichen Pflege offenbar eher abgedeckt ist.
Allgemein gut informiert
Da die Befragten über die Alzheimervereinigung, Spitexorganisationen oder Tagesheime rekrutiert wurden, sind sie allgemein gut informiert über die meisten Entlastungsangebote der entsprechenden Institutionen. Dienste zur stundenweisen Entlastung sind hingegen noch wenig bekannt. Generell werden die Angebote nur von einer Minderheit genutzt.
Moor vermutet, dass Entlastungen, die nicht spontan und kurzfristig organisierbar sind, für viele zu wenig attraktiv sind. Zudem seien manche Angehörige von ihrer Situation generell überfordert. Deshalb fehle ihnen die Kraft, institutionalisierte Hilfe zu organisieren. Allerdings greifen 60 der 67 Befragten auf ein Helfernetz zurück. 40 Prozent der Helfer sind bezahlt, 60 Prozent sind unbezahlte Helferinnen und Helfer, die Demenzkranke temporär «hüten». 35 Prozent der unbezahlten Helfer sind erwachsene Kinder und 19 Prozent sonstige Verwandte. Fast die Hälfte sind gute Freunde, Nachbarn oder Freiwillige. Obwohl fast alle ein Helfernetz haben, ist aber nur die Hälfte der Befragten mit der gesamten erhaltenen Unterstützung zufrieden.
Die Unzufriedenheit hat einerseits objektive Gründe wie finanzielle Zwänge oder die schwierige Erreichbarkeit der Tagesstätten. Andrerseits spielen oft auch psychologische Barrieren eine Rolle. So haben manche Angehörige Mühe, ihren Partner wegzugeben, oder sie tun sich grundsätzlich schwer damit, Hilfe anzunehmen. Laut Moor sind sich vor allem ältere Partnerinnen weniger gewohnt, eigene Bedürfnisse zu formulieren. «Dass solche Frauen ohne Hilfe von aussen betreuen wollen, muss aber auch respektiert werden», hält sie fest.
Was könnten die Studienergebnisse in der Praxis bewirken? Moor möchte nicht vorgreifen. Doch werde es in Richtung Anpassung und Verfeinerung der bestehenden Entlastungsangebote gehen, sagt sie. Auch das Thema Finanzierung werde wohl aufs Tapet kommen, so etwa die Frage nach der Finanzierung von zusätzlichen Betreuungsleistungen durch die Krankenkassen.
fppg - 6. Sep, 08:10