Lesetipp: Forschungsmonitoring zu Demenz

Der elektronische Newsletter des Dialogzentrum Demenz der Universität Witten-HErdecke bietet in unregelmäßigen Abständen
-Neuigkeiten aus dem Dialogzentrum Demenz
-durch das DZD bearbeitete Literaturanalysen
-Hinweise auf Veranstaltungen im Themenfeld Demenz
-Meldungen zum aktuellen Stand der durch das DZD derzeit -bearbeiteten Themen
-Monitoring neu erscheinender Fachartikel

Denn aktuellen Newsletter Juni und die Abo-Adresse finden Sie unter

http://wga.dmz.uni-wh.de/pflege/file/Newsletter1.2008/Newsletter_DZDV_mit%20Monitoring.pdf

Studie (D) zur ambulanten Versorgung Demenzkranker

Mehr als 900 ambulante Pflegedienste nahmen an einer Befragung der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie zur Versorgung der von ihnen betreuten Demenzkranken teil.

Hier einige Zitate aus der zusammenfassenden Pressemitteilung (nachzulesen unter http://www.dggpp.de/documents/PM_DIAS_Lang.pdf):
  • "Viele pflegende Angehörige sind überfordert. Dies ist die Hauptursache, dass Demenzkranke ins Heim umziehen müssen."

    Rund 22% der insgesamt betreuten Patienten haben eine diagnostizierte Demenz. Die vermutete Zahl der nicht diagnostizierten FÄlle liegt bei weiteren 10%.

    55% der Diagnostizierten erhalten keine Antidementiva.

    Mehr als die Hälfte der Pflegedienste gab an, dass mehr Wissen über Demenzen
    ihre Arbeit erleichtern würde.
Die Studie kann gegen eine Gebühr von 5 Euro unter gs@dggpp.de bezogen werden.

Magensonden werden bei Demenzkranken zum Standard (D)

Die Zwangsernährung Sterbender wird in Deutschland schleichend zum medizinischen Standard. Vor allem eine hohe Zahl Demenzkranker in Pflegeheimen wird durch Magensonden (Peg-Sonden) künstlich ernährt. ... Etwa 140.000 Ernährungssonden werden jedes Jahr in Deutschland gelegt, zwei Drittel davon bei Bewohnern von Pflegeheimen. Etwa die Hälfte dieser Sondenträger ist demenzkrank. Viele Angehörige sehen in einer Sonde den letzten Ausweg, den Tod des Verwandten hinauszuzögern.

Nach Ansicht des Präsidenten der Bundesärztekammer, JörgDietrich Hoppe, kann eine Magensonde für Sterbende sehr belastend sein. Der Arzt sei verpflichtet, Sterbenden so zu helfen, dass sie unter menschenwürdigen Bedingungen aus dem Leben scheiden könnten. „Die Hilfe besteht in palliativmedizinischer Versorgung und damit auch in Beistand und Sorge für Basisbetreuung. Dazu gehören nicht immer Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr durch eine Magensonde, da sie für Sterbende eine schwere Belastung darstellen können“, sagte Hoppe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


Quelle und Volltext (und Leserforum):
http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E1410C38D76444A1D8A33E31E0C326498~ATpl~Ekom~SKom~Ak~E150829.html

Studie (CH) zu Lebenqualität pflegender Angehöriger von Demenzkranken

Was heisst Lebensqualität für Partner, Söhne und Töchter, die ihre demenzkranken Angehörigen zu Hause betreuen? Auf welches Helfernetz greifen sie zurück, und welche Folgen haben solche Erkenntnisse auf die Ausgestaltung des Unterstützungsangebotes? Mit dieser Fragestellung befasst sich das Forschungsprojekt Runder Tisch Science et Cité zum Thema Demenz (siehe Kasten). An einer von der Stiftung Tertianum organisierten Fachtagung in Zürich hat Caroline Moor vom Zentrum für Gerontologie an der Universität Zürich kürzlich erste Resultate vorgestellt. Die Basis bilden Interviews mit 67 Angehörigen aus der Region Zürich.

Was der Psychologin besonders auffällt, ist das enorme Arbeitspensum, das Angehörige von Demenzkranken zu bewältigen haben. «Es liegt in der Regel über 100 Prozent.» Trotz den sehr unterschiedlichen Lebenssituationen der Interviewpartner zieht sich deshalb eine Konstante durch alle Gespräche: Es fehlt Angehörigen von Demenzkranken an Zeit für sich selber und zur Pflege von sozialen Kontakten und Freundschaften. Ein zweiter Faktor, der die Lebensqualität entscheidend beeinflusst, ist die Gesundheit. Diese ist bei vielen Befragten eingeschränkt, zehrt doch die Belastung an den Kräften. Wie die Resultate zeigen, wären deshalb die meisten um eine zusätzliche stundenweise Entlastung froh. Der Wunsch nach Präsenzdienst und Spazieren steht in der Rangliste denn auch ganz zuoberst, während Hilfe im Haushalt und bei der eigentlichen Pflege offenbar eher abgedeckt ist.

Quelle und Volltext: http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/angehoerige_von_demenzkranken_sind_oft_am_rand_ihrer_kraefte_1.752681.html

15. Juni: 'World Elder Abuse Awareness Day'

Wenn die materiellen, sozialen oder psychischen Ressourcen knapp werden, entlädt sich die Frustration vor allem auf dem Rücken schwacher und diskriminierter Menschen. Nicht nur Kinder, Frauen, Ausländer und Behinderte gehören zu den bevorzugten Opfern von Gewalt, sondern auch – von der Öffentlichkeit oft kaum wahrgenommen – alte Menschen. Nährboden der Gewalt gegen Senioren ist die latente Altenfeindlichkeit unserer Gesellschaft, für die es im Englischen den Begriff „ageism“ (in Anlehnung an „racism“ und „sexism“) gibt.

Gewalt gegen alte Menschen geht weit über körperliche Misshandlungen und die Fälle, die in der Zeitung stehen, hinaus. [...] Während Missstände in Krankenhäusern oder Pflegeheimen zumindest hin und wieder den Weg in die Öffentlichkeit finden, ist Gewalt in den eigenen vier Wänden nach wie vor ein großes Tabuthema. Dabei ist gerade der Alltag der Pflege zu Hause oft von Überforderung geprägt. Und man weiß, dass Überforderung neben schlechten sozioökonomischen Bedingungen einer der stärksten Risikofaktoren für die Entstehung von Gewalt ist.

Von WHO und UNO wurde der 15. Juni zum „World Elder Abuse Awareness Day“ erklärt.
Bandbreite der Gewalt

Gewalt durch aktives Tun
• körperliche Misshandlung gegen alte Menschen: z.B. Schlagen, Verbrennen, Immobilisieren (etwa durch Festbinden an Möbelstücke), Verwendung von Gitterbetten, Verabreichung von deutlich überdosierten Medikamenten, sexueller Missbrauch
• psychische Misshandlung und „Verletzungen der Seele“: z.B. Beschimpfungen, Verunglimpfungen, Einschüchterungen, Drohungen, Ausdrücken von Verachtung
• finanzielle Ausbeutung: entweder von Geld oder Vermögensbestandteilen, Unterbindung der Verfügungsmacht, Pressionen zur Eigentumsübertragung
• Einschränkung des freien Willens: z.B. Unterbindung der freien Wahl des Wohnorts, Behinderung oder Manipulation in der Abfassung des Testaments, Zwang zu Verhaltensweisen Vernachlässigung durch Unterlassung von Handlungen
• passive Vernachlässigung: z.B. Mangelernährung, Zulassung von Dehydration oder der Entwicklung von Druckgeschwüren
• aktive Vernachlässigung: z.B. keine Reinigung des Bettes, Verweigerung hinreichender Pflege, des Waschens, Verweigerung der Versorgung mit Essen, mit Medikamenten
• psychische Vernachlässigung: z.B. Alleinlassen, Isolierung, beharrliches Schweigen
Josef Hörl, „Gewalt gegen alte Menschen“

Volltext und Quelle: http://www.geriatrie-online.at/dynasite.cfm?dssid=4285&dsmid=72250&dspaid=569428

Demenz im Akutkrankenhaus: Problem & Angebot

"Patienten mit einer demenziellen Erkrankung treffen heute in unseren Krankenhäusern eindeutig auf Kompetenzdefizite", sagte Dr. Hans-Jürgen Bosma, Chefarzt der Abteilung für Geriatrie am St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees. [...]

Nach Bosmas Angaben leiden zurzeit etwa 15 Prozent aller Patienten in deutschen Allgemeinkrankenhäusern an Hirnleistungsstörungen, deliranten Syndromen oder demenziellen Erkrankungen. Meistens kommen sie mit einer anderen Einweisungsdiagnose in die Kliniken. Darauf stellen sich Ärzte und Pflegepersonal dann auch ein - nicht aber auf die Demenz. "Dabei ist es in der Regel die Demenz, die den Behandlungsverlauf dominiert. Sie kann ganz massiv die Aktivitäten während einer stationären Behandlung der Patienten prägen", sagte er.
[...]

Um den besonderen Bedürfnissen der Demenzkranken gerecht werden zu können, sei es wichtig, dass die Krankenhäuser die Kompetenz von Ärzten und Pflegekräften auf Allgemeinstationen gezielt fördern, forderte Bosma. "Es lohnt sich, das Personal in der Geriatrie oder der Gerontopsychiatrie hospitieren zu lassen." Das gelte auch für die Ärzte.

Volltext und Quelle: http://de.alzheimer-360.com/-demenzkranke-sind-fur-arzte-eine-problem-klientel-_n.html?news=9&page=29
***************************

Das Forum Palliative Praxis Geriatrie bietet zum Thema "Delir im Akutkrankenhaus" eintägige in-house Schulungen mit einem interdisziplinären Team. Anfragen an fppg@kardinal-koenig-haus.at

Frankreich plant Ausbau der Palliativmedizin

Frankreichs Regierung plant laut Medienberichten einen starken Ausbau der sterbebegleitenden Palliativmedizin. Staatspräsident Nicolas Sarkozy wolle in der kommenden Woche einen Plan vorstellen, der eine Verdoppelung der Zahl der Plätze binnen vier Jahren vorsehe, berichtete die Wochenzeitung «La Vie» (Donnerstag). Dafür und für die Ausbildung von Medizinern und Pflegepersonal sowie eine landesweite Telefonberatung sollten rund 215 Millionen Euro bereitgestellt werden.

Volltext und Quelle: http://www.hwelt.de/c/content/view/1652/1/

Neue Broschüre zur Kommunikation mit Personen m. Demenz

Die Hauptlast der Betreuung und Pflege älterer dementer Menschen wird nach wie vor von den Familien getragen. „Im Verlauf der Demenzerkrankung sind die Angehörigen mit vielen neuen Aufgaben konfrontiert. Eine spezielle Herausforderung stellt dabei die veränderte und erschwerte Kommunikation mit den Betroffenen dar“, weiß Mag. Antonia Croy, Präsidentin der Alzheimer Angehörigen Austria und Mitautorin der Broschüre. Kommunikation mit dementen Menschen ist deswegen so schwierig, weil etwa Worte und Zeichen nicht verstanden werden und oft keine oder eine unpassende Antwort gegeben wird. Umgekehrt verstehen auch die Kranken vieles nicht mehr und sind auf das Verständnis und Einfühlungsvermögen ihrer Angehörigen oder Betreuer angewiesen.



Die Broschüre kann im Internet unter www.pfizer.co.at / Patientenservice / Broschüren / Morbus Alzheimer bestellt werden.

Häusliche Pflege als "blankes Elend"?

Zwei Artikel in Die Zeit beschäftigten sich mit dem Thema Alter und Gewalt. Nachlesbar im Internet unter:

Wenn aus Liebe Wut wird (über die Überforderung von pflegenden Angehörigen
http://www.zeit.de/2008/22/M-Titel-Alte-Haupttext?page=1

Bitterkeit und Zorn (über aggresives Verhalten Demenzkranker)
http://www.zeit.de/2008/22/M-Titel-Alte-Agression

Aktuelle Beiträge

Beratungseinrichtungen...
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales...
fppg - 19. Mär, 11:42
Nationales Qualitätszertifikat...
14 Häuser in Österreich erhielten vom Sozialminister...
fppg - 19. Mär, 11:35
"Ich bin doch keine böse...
Roland Kunz beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der...
fppg - 26. Feb, 10:03

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6344 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 19. Mär, 11:35

Credits


Allgemeines
Artikel & Texte
Bücher, Filme, Radio
FPPG-Veranstaltungen
Infos aus Österreich
Infos International
Veranstaltungstipps
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren